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Kristallklare Hochgebirgsflüsse in der Slowakei  

Erforschung von unberührten Gebirgsflüssen in der Slowakei

Es ist zur festen Tradition geworden, zumindest ein neues Gewässer pro Jahr in meiner wunderschönen Heimat Slowakei zu erkunden.

Da sich rund um meinem Heimatort viele herausragend gute Flüsse befinden, ist es nicht einfach dieses Vorhaben auch tatsächlich zu verwirklichen.

Dennoch ist es mir heuer gelungen, mehr als nur einen von diesen versteckten Juwelen der Natur zu erforschen. In diesem Bericht möchte ich mit Ihnen eine meiner Expeditionserfahrungen teilen.

Die erste Begegnung mit dem Fluss

Ich kenne viele Gebirgsgewässer, die sich verstreut in vielzähligen Gebirgszügen der Slowakei befinden und welche sehr reich an wilden Bachforellen und Äschen sind. Dennoch waren für mich diejenigen Flussteile, deren Lage die Meeresspiegelhöhe von 1000 Meter überragt, bis zum vergangenen Sommer eher ein Geheimnis und ein Traum, welcher erfüllt werden sollte. Das Tatra Gebirge ist die größte Gebirgskette in der Slowakei mit dem höchsten Gipfel von 2655 m ü.M..

Spannender Kampf im kristallklarem Wasser

Die überwiegende Zahl von diesen im Tatra-Gebirge entspringenden Gewässern verfügt dank dem vornehmlich aus Granit gebildeten Flussbrett über einzigartig kristallklares Wasser, welches sehr kalt ist und sich mit unglaublicher Stärke seinen Weg durch die wilde, von Menschen weitgehend unberührte, Landschaft baut.

Vier Prinzipien sind für mich maßgebend, wenn es sich um die Wahl der von mir zu erforschenden Gewässer handelt: unbekannte, versteckte, schwer zu erreichbare und unbewohnte Flussbereiche.

Die erste Forelle des Tages

Nach der sorgfältigen theoretischen Vorbereitung war es so weit, den ausgewählten Fluss auf eigener Haut zu erleben. Es war ein herrlicher, sonniger, Sommertag Mitte August nach einer Trockenperiode, welche garantieren sollte, dass der Wasserstand für das Fliegenfischen in dieser hochgelegenen Gebirgslandschaft optimal wird.

Der erste Eindruck von diesem mir bislang unbekannten Gewässer war ein echtes Erstaunen über die Schönheit des Flusses und die ihn umgebende Landschaft. In einer tiefen Schlucht liegend, mit hochragenden Felsen umgeben, bewachsen mit Tannen, Eichen und Kiefern, smaragdgrünes Wasser der vielen, tiefen Gumpen, hohe Wasserbrettkaskaden, wilde Wasserfälle - alles in allem ein Paradies für jeden Fliegenfischer.

Am Ufer sitzend und diese Gottesschöpfung bewundernd, war ich mit Freude und Ruhe erfüllt. 

Der untere, noch ruhige Bereich des Flusses

Bei der Untersuchung der Flusssteine konnte ich viele Wasserinsekten ausfindig machen. Steinfliegen-, Eintagsfliegen-, Maifliegen- und vor allem Unmengen an Köcherfliegenlarven. Die Fliegenmusterwahl zu einer Köcherfliegennymphe war also nicht so schwer zu treffen. Wie eben oben bereits erwähnt, die Wasserklarheit des Flusses war erstaunlich und dementsprechend musste ich mich beim Waten und Werfen sehr vorsichtig verhalten, um die Fische nicht zu verscheuchen.

Bestens getarnte Forelle

Nachdem ich die entsprechende Länge meines Vorfachs einstellte, um an den Wassergrund zu kommen, machte ich die ersten Würfe in die prachtvollen „Pools“. Da ich von derartiger Schönheit umgebend war, gestaltete sich das Beobachten des Bissanzeigers durch die ständige Ablenkung der Naturbewunderung als nicht einfach und infolgedessen verpasste ich beinahe den ersten Biss. Gott sei Dank, konnte ich noch im letzten Augenblick intuitiv den Anhieb setzen und der Drill konnte losgehen. Die Kraft und die Sprungtechnik meiner ersten Bachforelle des Tages war beeindruckend und nach vielen Fluchtversuchen konnte ich sie sicher landen. Eine gesunde, gut ernährte, wunderschön gekennzeichnete Bachforelle und ein kristallklares Wasser stellten die optimalen Bedingungen für ein paar Fotos und Unterwasseraufnahmen dar.

Die Klarheit des Wasser war einfach unglaublich

Kurz nachdem ich sie freigelassen habe, war schon die nächste dran und das Drillabenteuer ging los. Ich habe vergessen einen wichtigen Punkt zu erwähnen. Nämlich meinen Plan, die Flussstrecke von ungefähr 6 Kilometern in nur 7 Stunden zu erforschen, was aber das vorsichtige Waten und Befischen unter konditionell sehr anspruchsvollen Bedingungen bedeutete: Wasserfälle, natürliche Fluss-Kaskaden, tiefe Gumpen und wildes, kaltes Wasser erinnerten mehr an Fluss-Bergsteigen oder aber flussaufwärts Canyoning. Die zusätzliche Motivation und Neugier, was sich wohl hinter der nächsten Flussbiegung versteckt, halfen mir dabei, meinen Vorsatz zu realisieren.

Erstklassiger Fliegenfischer-Luxus

Um mein Flifi-Erlebnis noch spannender zu machen, versuchte ich eine Heuschreckenfliege, nachdem ich mit der Köcherfliegennymphe bereits genügend schöne Bachforellen überlisten konnte. Das Blindwerfen einer großen Trockenfliege auf das glassklare Wasser und das faszinierende Beobachten der vom Wassergrund steigenden Bachforellen intensivierten meine Erfahrung. Diese Bachforellen waren in einer sehr guten Verfassung und sehr gut ernährt, trotz des kalten Wassers. Die Wassertemperatur in dieser Gegend bewegt sich auch während der heißen Sommertage unterhalb der 8 °C Marke.

Die Forellen waren in Top-Kondition

Da ich schon vom kalten Wasser berichte, ist es erwähnenswert, dass ich keine Wathose hatte. Meine Watausrüstung bestand nur aus kurzen Hosen und Watschuhen. Die ersten Schritte ins Wasser haben sich dementsprechend wortwörtlich schmerzhaft angefühlt. Die ständige Bewegung durch das intensive Waten, das Werfen und Drillen von Fischen, die Überwindung der Hindernisse in Form von Fluss-Kaskaden, Wasserfällen und das Durchqueren von tiefen Gumpen versorgten mich mit ausreichender Adrenalindosis, um das kalte Element zu vergessen.

Slowakische Bachforelle - was für eine Schönheit

Je höher flussaufwärts ich ging, desto schmaler wurde der Fluss und je tiefer die Gumpen wurden, desto höher waren die Fluss-Kaskaden und Wasserfälle. Solche Bedingungen schufen perfektes Habitat für ganz große Bachforellen, welche ich zwar sehen und auch drillen, aber leider nicht landen konnte. Zumindest weiß ich, wo sie sind und dass sie bis zu nächster Saison sicher um ein paar Zentimeter großer sein werden.

Ab diesem Flussteil war die Kunstfertigkeit im Fluss-Bergsteigen angefragt

Solche Erlebnisse bestätigen bei mir immer wieder die Überzeugung, dass die Slowakei zweifelsohne zu den besten Fliegenfischer- Destinationen der Welt zählt. Um die Objektivität solcher Behauptung begründen zu können, berufe ich mich auf das wohl wichtigste Ereignis der Fliegenfischerszene und zwar die Weltmeisterschaft in Fliegenfischen (WFFC), welche heuer (September 2017) zum zweiten Mal in der Slowakei stattfand.

Es war es wert 

Da die wörtliche Darstellung solcher Erlebnisse öfter nicht ausreichend die Realität wiederspiegelt, möchte ich Sie auf die Bilder aufmerksam machen und Ihnen zusätzlich das kurze Video empfehlen, in dessen erster Hälfte der oben beschrieben Fluss mit seinen Bachforellen präsentiert wird, während die zweite Hälfte den anderen Gebirgsflüssen mit Äschen gewidmet ist. 

Petri Heil !

Autor : Andrej Polcic 

flyfishing-slovakia.com, das Fliegenfischer-Guiding präsentiert wunderschöne, kristallklare Gebirgsflüsse, in welchen unzählige wilde Bachforellen und große Äschen leben.


Der perfekte Tag

Fliegenfischen in den Slowakischen Bergen am letzten Tag der Forellensaison

Der September gehört zu den besten Monaten fürs Fliegenfischen in der Slowakei. Vor allem die Fressaktivität der Fische während des ganzen Tages macht das Fliegenfischen in diesem Monat sehr interessant. Wenn die Nächte kühler werden und dadurch auch die Temperatur des Wassers in den Flüssen sinkt, warten die Fische auf die ersten Sonnenstrahlen, welche das Wasser aufwärmen und somit die optimalen Bedingungen für einen Fliegenschlupf schaffen. Das Wetter im September ist unter normalen Umständen sehr stabil und eignet sich bestens auch für sichere Fliegenfischen-Expeditionen in die weit abgelegenen Gegenden. 

Der erste Eindruck

Die Fischereisaison an den Forellengewässern in der Slowakei endet am 30.September. Der 30.September wurde für mich zu dem Tag, an dem ich mich von den Forellengewässern verabschiede, indem ich ein neues Gewässer oder mir unbekannte Teile eines bereits gefischten Gewässers, besuche.

Die Entscheidung zu treffen, welchen Fluss ich erkunden soll, war heuer ziemlich einfach. Ich wurde nämlich von meinem guten Freund, welcher Bewirtschafter und Fischaufseher an meinem Lieblingsgebirgsfluss ist, eingeladen um mit ihm eine Flussstrecke zu erkunden, welche die letzten 10 Jahre für die Öffentlichkeit gesperrt war.

Kampf mit einer starken Wildforelle

Dieser 4 Kilometer lange Abschnitt, unberührte Landschaft und der Gedanke, dass meine Fliegen, welche ich den Fischen präsentieren werde, in der Tat die ersten künstlichen Fliegen sein werden, die diese Fische sehen werden, machten es mir in der Nacht vor dem Ausflug fast unmöglich, einzuschlafen.

Wohlwissend, dass eine solche Möglichkeit nicht sehr oft im Leben vorkommt, versuchte ich mich so gut wie nur möglich vorzubereiten. Meine Lieblingsrute mit nur 6,6 Fuß Länge, welche sich bestens für den kleinen Gebirgsfluss mit dichter Ufervegetation eignen sollte, wurde samt feiner Fliegenrolle und schwimmender Flugschnur eingepackt. Dazu noch die kleinen Nymphen und Trockenfliegen, welche die Eintagsfliegen nachahmen, die in dieser Jahreszeit in den slowakischen Gebirgswässern intensiv schlüpfen. Eine Foto- und eine kleine Actionkamera, um das Ganze zu dokumentieren, dürften nicht fehlen.

Das frühe Aufstehen um rechtzeitig an das 150 Kilometer entfernte Ziel anzukommen, war gar kein Problem. Aufgeregt und motiviert, hoffend und betend für gutes Wetter und optimale Wasserbedingungen, machte ich mich auf den Weg. Meine Gebete wurden erhört und der klare, blaue Himmel begleitete mich die ganze Zeit bis zu meinem Ankommen am Treffpunkt, hoch im Gebirge der Mittelslowakei.

Die Äschen hatten sich direkt unter diesem Baum versteckt

Nachdem wir uns mit meinem Freund begrüßten und die Strategie für diesen einzigartigen Fluss besprachen, machten wir uns endlich auf den Weg in Richtung Wasser.

Obwohl das Wetter schön Sonnig war, standen die meisten Abschnitte des Flusses im Schatten, da der Fluss versteckt in tiefen Schluchten fließt. Diese Gegebenheit spielte eine ziemlich wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen und vor allem effektiven Fliegenfischer-Methode. Dort, wo die Sonnenstrahlen bis an die Wasseroberfläche durchdringen konnten, schlüpften augenblicklich die Eintagsfliegen und Köcherfliegen. Andererseits gab es in den Schattengebieten keinerlei Anzeichen von Insektenaktivität.

Um beide Variationen am effektivsten fischen zu können, entschied ich mich für eine in Neuseeland sehr beliebte Methode, bei welcher beide, also die Trockenfliege und die Nymphe verwendet werden. Die Trockenfliege funktioniert in diesem Fall auch als Bissanzeiger.

Die Herbstlandschaft um den Fluss herum war fast unbeschreiblich schön. Die Herbstfarben an den Laubbäumen kontrastierten mit den immergrün bleibenden Nadelbäumen. Dort wo sich die Sonne durchsetzen konnte, schienen die Farben zu leuchten. Manche Bäume waren bereits ohne Laub, was daran erinnerte, wie wesentlich schneller sich hier oben in Bergen der Winter nähert.

Voller Erwartung machte ich die ersten Würfe und die Realität stellte sich von Anfang an besser als alle meine Erwartungen. Bereits in dem ersten Pool konnte ich ein paar einheimische, wilde Bachforellen und eine 50 cm große, extrem stark kämpfende Regenbogenforelle fangen. Es mag nicht sehr besonders klingen, aber das hatte ich nicht erwartet, es war erst am Anfang des Tages und immer noch ziemlich kalt.

Slowakische Gebirgsäsche

Die Insekten- und damit verbundene Fressaktivität der Fische wurde mit jedem Plusgrad Celsius intensiver. Fast auf jeden Wurf antworteten die Fische mit Bissen. Nicht nur in tiefen Gumpen, sondern auch in seichten Flussabschnitten, langsam fließenden Strecken, starken Strömungen, ja man kann ruhig sagen: die Fische waren überall aktiv. Sie nahmen beide Muster, die kleine Trockenfliege und die Nymphe sehr aggressiv und ohne zu zögern. Ihre Kampfkraft und Fluchttechnik waren beeindruckend, was noch durch das Verwenden von sehr feiner Ausrüstung interessanter wurde. 

Die Größe der gefangenen Fische variierte. 5 cm bis über 50 cm große Fische waren ein klares Zeichen eines sehr gesunden natürlichen Fischbestandes.

Das gegenseitige Betrachten

In 3 Stunden intensiven Fischens konnte ich mehr als 40 Fische landen und verlor oder verpasste mindestens doppelt so viele.

Bei der Vorbereitung der Kamera dachte ich mir, dass ich mit 2 Extra-Akkus und 16 GB Speicherkarte während eines Flifi-Tages sicher zurechtkomme. Wie falsch ich lag, wurde mir erst nach diesen 3 Stunden klar. Alle 3 Akkus waren leer und die 16 GB voll, nach nur 3 Stunden an einem perfekten Tag fürs Fliegenfischen. Höchstwahrscheinlich waren die vielen Unterwasseraufnahmen an dem schnellen Lehrwerden der Akkus schuld. Wie auch immer, in diesen 3 Stunden filmte ich 36 Bisse, Anhiebe, Kämpfe, Landungen und Freisetzungen, was mein persönlicher "Rekord" ist.

Eine der unzähligen wilden Bachforellen

Nach einer kleinen Erfrischungspause setzten wir unser Erkundungsabenteuer an diesem einzigartigen Gebirgsfluss fort und fischten weitere 5 Stunden. Die weiteren Gumpen, Strömungen, seichte und langsam fließende Stellen waren voller beißfreudiger Fische, umgeben von der herrlichen Herbstlandschaft.

Nach 8 Stunden eines unvergesslichen Abenteuers an diesem unberührten und wundervollen Fluss, welcher seine Schätze hoch in den Slowakischen Bergen sicher versteckt, beendeten wir den Tag mit mehr als 100 Bachforellen und paar Äschen, geschweige die Unzahl von denjenigen Fischen, die ich verpasste oder verlor.

Wieder eine Äsche in Topform

Ich fische mit der Fliege seit guten 30 Jahren aber ich konnte mir bis zu diesem letzten Septembertag nicht einmal vorstellen, dass es möglich wäre, an so einem kleinen hochgelegenen Gebirgsfluss so viele und so schöne Fische zu fangen.

Da in manchen Fällen die Worte nicht ausreichend sind, möchte ich Sie gerne einladen, sich das 12min Video von den ersten 3 Stunden dieses einmaligen Erlebnisses anzuschauen:

Der perfekte Fliegenfischer-Tag: perfekter Fluss, perfekte Landschaft, perfekte Zeit, perfekte Wasserbedingungen, perfekte Fischaktivität. Was mehr kann sich ein Fliegenfischer wünschen?

Ein kräftiges Petri Heil und viele perfekte Tage am Wasser wünscht Ihnen Andrej Polcic!


Die slowakische Äsche

Fliegenfischen auf Sicht auf die Äsche an den Gebirgsflüssen in der Slowakei


Das Fliegenfischen auf Sicht, besser bekannt unter der englischen Bezeichnung “sight fly fishing” ist eine der interessantesten Fliegenfischer-Methoden. Das Suchen und Sichten der Fische in deren natürlicher Umgebung stellt einerseits ziemlich große Ansprüche auf den Fliegenfischer. Andererseits wird das erfolgreiche Beherrschen dieser einzigartigen Taktik mit Fischereierlebnissen belohnt, welche man nicht so schnell vergisst.

Wenn man von Fliegenfischen auf Sicht spricht, taucht die Assoziation des Fliegenfischens auf große Forellen, vor allem Bachforellen, unbedingt auf. Diese Gegebenheit ist allerdings nicht überraschend. Klare Gewässer Europas, Amerikas und Neuseeland sind die typischen Habitate der Forellen.

Es gibt nicht sehr viele Gewässer in Europa, wo man das Fliegenfischen auf Sicht ausprobieren könnte.

Das Sichten und Beobachten der Äsche

Das Paradebeispiel für „sight fly fishing“ ist zweifelsohne Neuseeland. Ich hatte das Glück, mehrere europäische Winter in Neuseeland zu verbringen und dort den großen Bach- und Regenbogenforellen mit dieser Methode nachzustellen.

Es dauerte ziemlich lange, bis ich mir diese Fähigkeiten eingeübt hatte. Sobald ich aber die einzelnen notwendigen Aspekte dieser, für mich bis daher unbekannten Flifi-Strategie, beherrschte, wurde das Fliegenfischen auf Sicht meine Lieblingsfliegenfischerbeschäftigung.

Das Fliegenfischen auf Sicht ist wie Jagen. Man muss den Fisch sichten, bevor er den Fliegenfischer bemerkt. Erschreckt man den Fisch, wird dieser entweder wegschwimmen oder er wird skeptisch und hört auf zu fressen. Das Sichten von Fischen in der natürlichen Umgebung kann dank deren perfekter Tarnung sehr anspruchsvoll sein. Es bedarf einer intensiven Sichtübung, um die Fische von den übrigen Unterwassergegenständen unterscheiden zu können. Nicht selten ist mir passiert, dass ich anstelle der Forellen, Steine oder versunkene Holzblöcke anwarf, mit der Überzeugung sie seien eben große Fische. Die präzise Präsentation der trockenen Fliege oder Nymphe ist für das erfolgreiche Fliegenfischen auf Sicht obligatorisch.

Hier lauern die Äschen

Jedes Mal als ich von Neuseeland wieder nach Hause in die Slowakei kam, vermisste ich diese sehr unterhaltsame Flifi-Strategie. Ich überlegte mir also, wie ich die gesammelten Erfahrungen mit Fliegenfischen auf Sicht in Neuseeland an meinen heimischen, slowakischen Gewässern nutzen könnte. Ich wusste, dass es nicht einfach wird, die optimale Bedingungen für diese einzigartige Flifi-Taktik an den slowakischen Gewässern zu finden. Nach mehreren Erkundigungsausflügen in den slowakischen Naturschutzgebieten wurde ich für meine Mühe belohnt und fand geeignete Gebirgsgewässer.

Auf der Suche nach diesen Gewässern konzentrierte ich mich auf kleine Gebirgsflüsse mit klarem Wasser und seichten Flussabschnitten, wo es möglich wäre, auch kleinere Forellen zu sichten.

Die größte Überraschung war, als ich anstatt Bachforellen schöne Äschen in diesen Gewässern sichtete. Meine Vermutung, es gäbe nur Bachforellen in den hochgelegen Gebieten, stellte sich als falsch heraus. 

Da die Äsche zu meinen Lieblingsfischen gehört, erfüllten sich zwei meiner großen Träume gleichzeitig. Der erste Traum vom Fliegenfischen auf Sicht in meiner wunderschönen Heimat und der zweite Traum von großen Äschen in kleinen Gebirgsgewässern. 

Diese neu entdeckten Gebirgsgewässer sind echte Äschen-Paradiese. Obwohl eher klein und mit vielen seichteren Stellen, beherbergen sie viele gesunde und prächtige Äschen.

Sonnenschein und klares Wasser

Meine Strategie war fast die gleiche wie in Neuseeland nur mit dem Unterschied, dass der Zielfisch nicht die Bach- oder Regenbogenforelle, sondern die Äsche war.

Notwendige Fliegenfischerausrüstung

Wichtiger Teil meiner Ausrüstung ist die Polaroid-Brille, welche das Sichten der Fische im Wasser wesentlich erleichtert. Ohne sie wäre das Sichten der Äsche fast unmöglich. Auch der Sonnenschein macht das Fliegenfischen auf Sicht wesentlich einfacher. Meine Lieblingsrute für diese Gewässer ist ziemlich kurz, mit schneller Spitzenaktion für das präzise Werfen von Nymphen oder Trockenfliegen. Schwimmende WF Fliegenschnur und ein feiner Bißanzeiger am Vorfach, der das Wahrnehmen des feinen Nehmens der Nymphen durch die Äsche vereinfacht.

Fliegenrute: Die Länge von 6,6 Fuß und Aftma 4 scheint ziemlich kurz, ist aber für kleine, unberührte Gebirgsflüsse mit vielen natürlichen Hindernissen wie die starke Ufervegetation, versunkene Zweige oder Baumwurzeln, für die erforderliche Präsentation der Fliege von großer Bedeutung. 

Ich verwende Vorfächer je nach der Größe der Fliegen(Nymphen) und Wasserbedingungen in den Stärken von 0.16, 0.14 und 0.12 mm. Die Vorfachlänge ist im Vergleich zu den Vorfächern für Bach- und Regenbogenforellen wesentlich kürzer. Da die Äsche nicht so sensibel auf die aufs Wasser fallende Fliegenschnur reagiert, reichen 2 Meter lange Vorfächer vollkommen aus und erleichtern damit auch das Werfen. 

Erfolgreiche Nymphen: Die Imitationen von Eintagsfliegen, Maifliegen und Köcherfliegen wie Pheasant Tail Hakengröße 16 und 18 oder Hare's Ear Nymphen, gebunden am 14er oder 16er Haken. Fängige Trockenfliegen: CDC Eintagsfliege-Imago Imitationen Größe 16, 18 oder Köcherfliegen Nachahmungen wie Rehhaar Sedge 14 und 16.

Kleiner Fluss und große Äsche - die beste Kombination

Das richtige Waten, Beobachten, Sichten und Präsentieren

Das Waten sollte immer stromauf erfolgen, um die Fische nicht zu erschrecken oder die Äsche nicht misstrauisch zu machen. Sobald ich die Äsche sichtete, beobachtete ich ihr Verhalten, um herauszufinden, ob sie aktiv Nahrung aufnimmt oder passiv ruht. Der ruhende und sich nicht bewegende Fisch wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Fliege nicht attackieren. 

In den meisten Fällen konzentriert sich die Äsche auf die Unterwassernahrung, also ist das Nymphenfischen die erfolgreichste Methode. Das Angenehme am Äschenfischen ist, dass man die Fliege nicht sehr weit werfen muss, wenn man es einmal geschafft hat, sich der Äsche zu nähern, ohne sie dabei zu verscheuchen. Die Äsche verzeiht in der Regel auch mehrere ungenaue Fliegenpräsentationsversuche. Man sollte sich aber stets an der Regel halten: je weniger und präzisere Würfe, desto höher ist die Chance, die anvisierte Äsche zu fangen. Wie bei Trockenfliegen so auch bei Nymphen braucht die Äsche genügend Zeit, um die antreibende Beute genau zu inspizieren. Die Präsentation der Fliege sollte also möglichst natürlich und mindestens 1,5 Meter oberhalb der gesichteten Äsche (je nach der Tiefe und Geschwindigkeit des Wassers) erfolgen.

Es war nicht schwer, diese dunkle Schönheit zu sichten

Die richtige Anschlagstechnik spielt beim Fliegenfischen auf Sicht auch eine sehr wichtige Rolle. Die Äsche nimmt die Kunstfliege ziemlich schnell und spuckt sie beim Feststellen der Unechtheit der Beute noch schneller aus. Aus diesem Grund muss die Reaktion des Fliegenfischers bei Äschenbissen dementsprechend zügig sein und der Anhieb unmittelbar nach dem Verschwinden des Bißanzeigers unter Wasser bei Nymphen oder beim Packen der Trockenfliegen, gesetzt werden.

Das Drillen der Äsche an kleinen Gebirgsflüssen kann ein wahres Abenteuer sein. Vor allem die großen Exemplare bevorzugen es aus dem Wasser zu springen und zeigen beim Einsatz ihrer besten Waffe, nämlich der Rückenflosse ihr enormes Kampfpotenzial.

Obwohl das Waten, Sichten, Beobachten und Werfen beim Fliegenfischen auf Sicht sehr anspruchsvoll sein mag, wird das erfolgreiche Beherrschen dieser Flifi-Taktik mit dem Gefühl etwas Besonders erreicht zu haben, belohnt. Dies ist auch der Grund, wieso das Fliegenfischen auf Sicht für mich die beliebteste und spannendste Fliegenfischer-Taktik wurde.

Petri Heil !

Andrej Polcic


Der heiße Sommer in der Slowakei

Die wohl schönste Erfrischung für einen Fliegenfischer

Der diesjährige Sommer war in der Slowakei, wie auch in den anderen Teilen Europas, sehr heiß und trocken. Viele Gewässer litten unter den niedrigen Mengen an Niederschlag und manche drohten sogar auszutrocknen. Das Fischverhalten während diesen tropischen Tagen war dementsprechend passiv und fürs Fliegenfischen nur in frühen Morgenstunden oder spät am Abend von Interesse. Was soll also der Fliegenfischer den ganzen Tag machen, außer er ist gezwungen zu warten oder doch die passiven Fische probieren zu überlisten, was aber öfters eher zur Frustration führt.

Paradoxerweise, dank solchen extremen Wetterbedingungen fand ich eins der schönsten Fliegenfischergewässer in der Slowakei. Manchmal bedarf es eben solcher äußerer Einwirkungen, um etwas Neues auszuprobieren. In meinem Fall war es die Suche nach einem möglichst hochgelegenem Gebiet mit Flusssystemen, deren Wasserstand nicht von dem Niederschlag abhängig ist. Nach Internet und Google-earth Recherchen war die Wahl getroffen. Ein kleiner Gebirgsfluss mitten in Naturschutzgebiet und weit, weit weg von jeglicher Zivilisation, was eigentlich in Mitteleuropa mittlerweile eher ein Wunder ist. 

Das Abenteuer kann beginnen - ein perfekter Pool

Die Tageslizenz wurde gekauft und das Abenteuer konnte beginnen. Die Lufttemperatur in der Stadt war fast auf 40 Grad gestiegen. Die Autofahrt in Richtung der Fischstrecke war an sich auch sehr abenteuerlich und überwältigend schön gleichzeitig. Die Straße darf man nur mit einer speziellen Erlaubnis der Naturschutzbehörde nutzen. Nach 20 Minuten der durch Serpentinen führenden Autofahrt erreichte ich den, in dichten Wäldern versteckten Fluss. Diesen ersten Blick auf den Fluss und die unberührte Landschaft werde ich mir bestimmt für immer merken.

Die Forellen haben ein schönes Zuhause

Fasziniert von den ersten Eindrücken, machte ich mich für die Erkundigung des Flusses fertig. Die Temperatur sank entsprechend der Meereshöhe des Gebietes, hatte aber immer noch die tropischen 30 Grad im Schatten. Für solche Anlässe habe ich die erprobte, so genannte Kiwi Style Watausrüstung. Wathosen sind in solchen Temperaturen, vor allem wenn man einen längeren Flussabschnitt befischen will, unpraktisch. Waten auf Kiwi Style bedeutet lange Unterhosen, die gegen Insekten und Brennnessel schützen, über welche dann eine leichte Kurzhose angezogen wird, plus die Watschuhe. Die Bewegungsfreiheit und die angenehme Erfrischung durchs Wasser sind große Vorteile dieser Watausrüstung.

Rucksack mit Verpflegung, Fotokamera, Rute und los geht’s stromauf in die Schluchten. Der Fluss fließt durch ein enges Tal, das beiderseitig mit majestätischen Bäumen bewachsen ist. Die Ufer sind mit riesigen Pestwurzpflanzen dekoriert, manche sogar größer als meine Wenigkeit. Man kommt sich vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Nach ungefähr 200 Metern kam ich zu einem Pool, den man ruhig als Traumpool bezeichnen kann.

Links ein hoher Felsen, dessen Fundament bis tief ins Wasser reicht. Ein umgefallener Baum, der quer über dem Fluss liegt, zeugt dafür, dass hier alles ohne das menschliche Zutun der Naturwirkung obliegt.

Wo Felsen sind, da sind auch die Bachforellen

Das Wasser hatte angenehme 10 Grad, war sehr klar und hatte einen, durch die bunt gefärbten Steine bedingten, dunkleren Farbton. Die Wasseroberfläche war ruhig. Keine Spur von treibenden Insekten. Nach dem Inspizieren der Insektenfauna unter den Steinen entschied ich mich für eine kleine schwarze Eintagsfliegennymphen-Imitation. Nach paar Würfen kamen der erste Biss und die erste wilde Bachforelle, deren Kraft im Bezug auf ihre Größe sehr beeindruckend war. Solch wunderschön gefärbte Forellen habe ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Später fand ich heraus, dass der Fischbestand in diesem Flussabschnitt ganz natürlich ist. Nach schnellem Fotografieren wurde die Bachforelle freigelassen und ich versuchte mein Glück weiter. Trotz der unglaublichen Hitze waren die Bachforellen sehr aktiv. Viele Bisse und drei weitere stark kämpfende Forellen, alle um die 35 cm groß, waren das Ergebnis meiner ersten Fischerfahrung an diesem einzigartigen Fluss.

Schöne wilde Bachforelle

Zuerst dachte ich mir, es muss ein Glück sein, dass ich so eine gute Stelle nach nur paar Minuten waten gefunden habe und, dass es das nächste Pool bestimmt ganz weit weg, wenn überhaupt noch geben wird.

Zu meiner angenehmen Überraschung habe ich mich getäuscht. Nach nur einer Flusskurve befand sich ein anderer, noch schönerer Pool vor mir. Und wieder beißfreudige, wilde Bachforellen, die beim Drillen aus dem Wasser sprangen und verschiedenste Hindernisse suchten, um sich von der Fliege zu befreien.

Diese Forellen geben nicht so leicht auf

Die Kombination der unberührten, majestätischen Landschaft mit den prächtigen, gesunden Forellen kam mir als Fliegenfischer-Traum vor. Öfters ist mir der Satz laut aus dem Mund gekommen „das gibt’s doch gar nicht“ und ich beeilte mich, weiter stromaufwärts zu gelangen, um die weiteren Teile dieses Flusses zu erkunden.

Nie zuvor hatte ich das Glück, so ein Flusssystem zu sehen und zu erkunden. Nach zehn Stunden Waten und Fischen hatte ich nicht mehr als 2 Kilometer der ca. 17 Kilometer langen Strecke geschafft, weil sich mir ständig eine schönere Stelle als die nächste präsentierte und zum Verweilen einlud.

Die Bachforellen waren nicht nur in den „perfect pools“ sondern auch in ziemlich seichten, nicht so offensichtlich fischigen Flussbereichen. Fast hinter jedem größerem Stein, umgefallenen Baum oder versenkten Baumzweigen lauerten schöne Bachforellen. 

Ich war wie hypnotisiert und hätte nicht zu Fischen aufgehört, bis mich die Dunkelheit dran erinnerte, dass es höchste Zeit war, um die Rute zu packen und in Richtung Auto zurückzukehren.

Wild und wunderschön

Nach diesem Erlebnis ist mir klar geworden, wie wichtig und bewundernswert die Natur, so wie der Herrgott sie schuf, für mich ist. Es zählt nicht nur, wie viele und wie große Fische man fängt, sondern in welcher Umgebung man dem Fliegenfischen nachgeht. Da ich auch ein begeisterter Landschaftsfotograf bin, nutzte ich die einzigartige Gelegenheit, um diese Naturschönheit in Bildern zu verewigen. 

„Wer sucht, der findet“- manchmal bedarf es gewisser äußerer Beweggründe, wie in meinem Fall der tropisch heißen Tage, um sich auf die Suche nach unbekannten Naturjuwelen zu machen. Meine Mühe wurde in der Art der wohl schönsten Erfrischung für einen Fliegenfischer während des extrem heißen Sommers belohnt.


Ein kräftiges Petri Heil wünscht Ihnen

Andrej Polcic